Hirschpark, Zen-Gedicht von Wang Wei (699-759) [4/10]

Im Gedicht genannt „im Hirschpark“ zeigt der Dichter nüchtern wie geheimnisvoll die einfache Wahrnehmung ist.

Ein Hügel oder Berg ist verlassen von Menschen, aber dann doch wieder nicht so verlassen, dass es nichts zu hören gibt.

Von weitem klingen Stimmen, ein Widerhall dessen Ursprung nicht zu bestimmen ist und somit etwas Unwirkliches hat.

Menschen sind nicht da, dann wieder doch da, aber wie aus einer anderen Wirklichkeit.

Im Hirschpark

Der Berg ist leer, kein Mensch man sehen kann
Nur dies man hört, die Stimmen dann und wann
Zurück kehrt Licht, durchdringt nun tief den Hain
Erneut ein Schein, auf grünem Moos kommt an

Das Licht das zurückkehrt ist das Abendlicht, das wieder zum Horizont zurückkehrt, und das erneut, wie das Morgenlicht in den Hain oder Wald hineinscheint.
Während des Tages ist es dort dunkel, und in der Zeit wo es dunkel wird, wird es dort hell. Wo das Licht ist, ist es dunkel und wo Dunkel war kommt das Licht von selbst ohne Anstrengung, und beleuchtet das grünen Moos. Des Reimes wegen "kommt es an", aber es ist einfach "auf dem grünen Moos".

Autor:

Jan Kellendonk aus Bedburg-Hau

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2 Kommentare

Ralph Butler aus Datteln
am 10.07.2014 um 17:12

Hier bin ich richtig! Dieser Seite muss ich beiseite nehmen und in Ruhe lesen (wenn ich wieder alle fünf Finger verwenden kann)

Mein Lieblingsautor Cyril Connolly / Palinurus schreibt über das Tao (Ch`an):

Eine Religion ohne Worte, ohne Heiland, ohne Zweifel, ohne Gott oder Fortleben nach dem Tode; eine Religion, deren Wahrheit in einem mit Wasser gefüllten Hufabdruck liegt - was können wir mehr verlangen?

"Innehalten, Ruhe, Stille, Nicht-Handeln sind die vier Ebenen des Universums, die letzte Vollendung des Tao." - Chuang Tzu